Traumasymptome werden nicht durch das äussere Ereignis verursacht. Sie entstehen, wenn überschüssige Energie nach dem traumatischen Erlebnis nicht aus dem Körper entladen wird. Diese Energie bleibt im Nervensystem gebunden und kann auf Körper und Geist verheerende Auswirkungen haben. – Peter A. Levine
Trauma entsteht, wenn etwas zu schnell, zu viel, zu überwältigend ist und wenn die Bindung in diesem Augenblick fehlte, um dies zu regulieren und zu verarbeiten. Dabei ist nicht ein Trauma entstanden, dadurch was geschehen ist, sondern was es mit dir im Inneren gemacht hat.
Gerade tieferliegende Blockaden und Traumata, je nach Schweregrad, werden sich im Leben immer wieder als Situationen von zu viel, zu schnell, zu überwältigend reproduzieren, weil im Hier und Jetzt unser Nervensystem und Hirnbereiche auf die Situation der Vergangenheit reagieren. Es ist, als ob das Trauma, die Ursprungswunde im Hier und Jetzt immer wieder erlebt wird auf der Ebene des Nervensystems.
Unser System ist jedoch dafür angelegt, sich selbst regulieren zu wollen. Es sucht immer einen Weg, sich automatisch in eine Heilung zu führen. Auch der Trieb, Drang nach Verbindung geht nie verloren. Dies schafft die Basis zur Heilung.
Bei einem Trauma ist das Autonome Nervensystem betroffen, dass unser unwillkürliches System ist. Es besteht aus den Zweigen Sympatikus für Aktivierung (Adrenalin und Noradrenalin) und Parasympatikus, von dem wir seit der Polyvagal-Theorie nach Stephen Porges wissen, dass dieser aus zwei Zweigen besteht. Diese Erkenntnis war bahnbrechend für die Traumatologie und deren Arbeit über das Somatische System und die Hirnbereiche. Denn zum bekannten Flucht-Kampfmodus, wurde der Erstarrungsmodus des Nervensystems als Überlebensmechanismus erkannt, der dann einsetzt, wenn Flucht oder Kampf die *Gefahr* nicht neu verhandeln beziehungsweisse beseitigen kann. Dann schaltet das Nervensystem in eine Shut-Down – Immobilität. Es scheint nach Aussen nun alles *ruhig* zu sein aber darunter läuft immer noch die Aktivierung des Flucht-Kampfmodus im Nervensystem.
Dabei gibt es drei Ebenen, die wir betrachten:
Unterstes Stockwerk: Parasympatikus – Entspannung, soziale Interaktion, Bindung ist möglich, Ich bin-Modus
Zweites Stockwerk: Sympatikus – Aktivierung von vorbereitend, defensiv bis stark mobilisierend – Kampf-Flucht-Modus – Ich kann
Drittes Stockwerk: Parasympatikus und Sympatikus – Bremse und Gaspedal – Flucht und Kampf sind „nicht geglückt, um Gefahr zu bändigen“ – Shut-Down – Immobilität, sich tot stellen, nichts mehr fühlen, keinen Antrieb, nichts geht mehr, Dissoziation, sich der Welt entziehen.
Um Trauma auflösen zu können bedarf es somit die Neuverhandlung über die verschiedenen Gehirnebenen und der sensitiven Arbeit mit dem Nervensystem.
Etwas vom Wichtigsten in der Traumatologie ist das Ressourcen schaffen, so dass wir eine „Kapazität“ herstellen können, die dann schrittweise, das traumatische Verhalten im Nervensystem in „Sicherheit“ und ins Hier und Jetzt geführt werden kann. Dabei ist neugieriges, spielerisches Erforschen der Weg dazu. Dies schafft eine neue Resilienz und wiedererlangte Flexibilität im Nervensystem, um im Hier und Jetzt Lebenssituationen selbst regulieren zu können.
Schocktrauma
Sind Ereignisse die von Aussen kommen und einen Schock im Nervensystem hinterlassen. Dabei können besonders schon pränatale und perinatale Ereignisse einen solchen Schock und globale hohe intensive Aktivierung im Nervensystem hinterlassen.
Entwicklungstrauma
Entstehen, wenn wir in unserer Entwicklung beschränkt, vernachlässigt, entwürdigt fühlten, sich die Care-Takers nicht auf unsere Bedürfnisse einstimmen konnten im frühkindlichen Alter und somit emotionale Traumen entstanden sind. Biese bilden die Basis für unsere Bindungsfähigkeit zu uns selbst und anderen. Dies sind die Muster die im Erwachsenenalter in all unseren Beziehungen sichtbarer werden.
Durch eine Art Re-parenting (Wieder-Beelterung), können alte Verletzungen heilen.
Hierzu möchte ich dir das „Still Face“ Video auf YouTube empfehlen, bei dem klar aufgezeigt wird, wie wir frühkindlich auf die Impulse und Co-Regulation reagieren: https://youtu.be/apzXGEbZht0
Aufgrund von Trauma entstehen auch viele verschiedene körperliche Symptome und Syndrome, welche du teils aufgeführt auf meiner Seite „Einzelsitzung“ findest.
Traumatherapie ist sanft, kleinschrittig und dosiert, denn es werden im Nervensystem Ressourcen geschaffen, damit wieder eine automatisierte Selbstregulierung und somit Integration möglich ist. Dabei beinhalten gerade Traumata ein hohes Mass an Potentialentfaltung.
Simply be ….trauma informed
Es ist mir ein Anliegen und es scheint mir wichtig, dass traumasensitives Wissen in unserer Gesellschaft, unserer Arbeit aber auch für uns selbst und die nächsten Generationen integriert wird. Deshalb werde ich immer wieder traumainformatives Wissen auf meinen Kanälen Blog, Youtube, Instagramm, Facebook teilen. Denn gerade bei therapeutischer Begleitung sei es spirituell oder schulmedizinisch ist es essentiell und kann eine neue Ausrichtung geben. Am Ende fügt sich alles zusammen. Ich habe hierzu einen Flyer zum Teilen erstellt, damit möglichst viele Menschen, vor allem auch in den Berufsfeldern als Therapeuten, Coaches, Psychotherapeuten, Psychologen und Ärzte sich informieren können. Hier geht es zum Flyer: …be trauma informed
Weitere Links zum Thema Traumatologie
Podcast von Sabrina Lindauer, in dem ich zu Gast war zu “Trauma – der Weg zu deinem grössten Potenzial” – zum Podcast
Hier ein Video von Peter A. Levine, in dem anhand eines Slinky erklärt, was im Nervensystem geschieht: https://youtu.be/fiq0sILHiJs
Mehr zur Polyvagal-Theorie findest du auf verschiedenen YouTube Videos.
Hier eine Bücherliste, von Büchern, die ich zum Thema Traumatologie empfehlen kann: Bücherliste